- Selim
- Selim,osmanischer Herrscher:1) Selim I. Yavuz [-vuz; »der Grausame«], Sultan (seit 1512), * Amasya 1467 oder 1470, ✝ bei Çorlu (in der Nähe von Tekirdağ) 20. oder 22. 9. 1520; setzte die Abdankung seines Vaters Bajasid II. durch und ließ alle potenziellen Thronanwärter beseitigen. Selim begründete die Vormachtstellung des Osmanischen Reiches im Vorderen Orient; er zwang als scharfer Feind der Schiiten die iranischen Safawiden 1514 zur Abtretung eines Teils von Aserbaidschan und unterwarf Syrien, Libanon und Palästina (1516) sowie Ägypten (1517), wodurch er die heiligen Stätten des Islam unter seinen Schutz nahm. Selim zeichnete sich auch als Dichter in persischer Sprache aus.A. Uğur: The reign of Sultan Selīm I. in the light of the Selīm-nāme literature (Berlin 1985);2) Selim II. Mest [»der Trunkene«], Sultan (seit 1566), * Konstantinopel 30. 5. 1524, ✝ ebenda 12. 12. 1574; ließ 1569/70 in Jemen einen Aufstand niederschlagen, 1570/71 Zypern erobern; die Regierung überließ er seinem Großwesir Mehmed Sokollu. Durch die Schlacht bei Lepanto (1571) wurde der osmanische Einfluss im Mittelmeer zurückgedrängt. Selim trat auch als türkischer Dichter (Pseudonym Selimi) hervor.3) Selim III., Sultan (1789-1807), * Konstantinopel 24. 12. 1761, ✝ ebenda 28. 7. 1808; wurde nach Abschluss (1791/92) des erfolglosen Krieges gegen Österreich und Russland in die Koalitionskriege gegen Napoleon hineingezogen (ägyptische Expedition) und leitete 1792/93 eine Reihe von innenpolitischen Reformen ein (»Nizam-ɪ cedit«, deutsch »Neue Ordnung«) zur Stabilisierung des Osmanischen Reiches, v. a. eine Militärreform nach westlichem Muster; deshalb von den Janitscharen entthront und 14 Monate später beim Versuch einer Wiedereinsetzung auf Befehl seines Nachfolgers Mustafa IV. ermordet, der jedoch am selben Tag gestürzt und von Mahmud II. abgelöst wurde (Bairaktar). Selim schrieb Gedichte unter dem Decknamen Ilhami und förderte die Musik.S. J. Shaw: Between old and new. The Ottoman Empire under Sultan Selim III, 1789-1807 (Cambridge, Mass., 1971).
Universal-Lexikon. 2012.